“Mambo No.5” Sänger
Lou Bega begegnet Gott
“…Mein armer Vater starb zwei Wochen bevor „Mambo No. 5“ Nummer Eins war. Er starb an Krebs. Er hat das nicht mehr mitbekommen, was mir sehr wehgetan hat…”
Interview Transkript
Marcus Walter:
Herzlich willkommen bei ERF MenschGott. Lou Bega landet 1999 mit „Mambo No. 5“ einen Welthit und wird über Nacht zum Superstar. Kaum jemand, der auch heute diesen Song nicht kennt. Von diesem Moment an, verändert sich für David Lubega, wie er mit richtigem Namen heißt, sein ganzes Leben.
Plötzlich hat er alles, was man sich wünschen kann. Und trotzdem ist er zutiefst unglücklich.
Hallo David.
Lou Bega: Hallo. Hi. Schön, hier zu sein.
Marcus: Danke, dass du hier bist.
Lou Bega: Gerne.
Marcus: Wie war das für dich damals, als dieser Welthit rauskam und du wusstest: Ich habe es geschafft?
Lou Bega: Ja, das ist in der Tat eine gute Frage.
Ich wusste tatsächlich, ich habe es irgendwie geschafft oder ich habe ein Ziel erreicht. Zu dem Zeitpunkt lebte ich sogar quasi noch zuhause. Oder wieder zu Hause.
Marcus: Und dieser Moment, wie ist das für dich, wenn du auf die Liste, auf die Hitliste guckst und denkst: Boa, jetzt Nummer eins, Klasse Album.
Lou Bega: Das ist so großartig gewesen. Ich hab sowas ja noch nicht einmal geträumt. Ich hatte dann ganz bekannte Namen quasi hinter mir. Und das Allerheftigste war, damals war es noch ein bisschen anders. Jede Woche am Freitag haben wir Teletext geguckt, Freunde, Mutter, Leute im Büro, um zu sehen, wo auf der Welt der „Mambo“ in die Top Ten oder sogar auf Nummer eins gegangen ist. Und jede Woche ging's los. Ah ja, Australien Nummer eins. Japan, Südkorea, gestern in Brasilien. Und so ging das wochenlang. Also das war quasi so, dass ich 40 mal Nummer eins war.
Marcus: Die Leute haben dich gefeiert.
Lou Bega: Ja, alle haben mich gefeiert. So sehr, dass ich quasi kein Bedürfnis mehr wahrscheinlich hatte, gefeiert zu werden, für den Rest meines Lebens. Es war eine neue Erfahrung, denn davor in meinem Leben wurde ich nicht unbedingt gefeiert.
Marcus: Wie bist du aufgewachsen, wenn du von davor erzählst? Wie war deine Kindheit?
Lou Bega: Meine Eltern waren zwar sehr verliebt aber sie waren nicht gut, was die Ehe angeht. Sie haben sich scheiden lassen. Meine Mutter ist mit mir dann gegangen, weil Papa und Mama zusammen ein Desaster waren. Viel Streit nachts. Dann kam noch Alkohol und Frauen dazu bei meinem Vater, der ein super guter Mann war, ein tolles Herz hatte, aber mit Verantwortung nicht umgehen konnte. Er fühlte sich noch nicht bereit dafür. Und ich, als Kind, habe dadurch aber meine Persönlichkeit bekommen.
Ich bin quasi ein People-Pleaser auf eine Art. Das heißt, ich habe gelernt, meine Mutter zu trösten oder auch meinen Vater, zu dem damaligen Zeitpunkt. Oder auch die Nachbarn, wenn die zu laut waren bei ihrem Streit. Und hab versucht immer Fun, Joy, Happiness herzubekommen.
Marcus: War das auch so eine Motivation, dass du dann angefangen hast, Musik zu machen? Mit 14, 15.?
Lou Bega: Genau. Richtig. Ich habe erkannt, dass man durch diese Art von Musik, die mir liegt, Leute zumindest für eine gewisse Zeit glücklich machen kann oder sie vom Alltag abhalten kann im positiven Sinne. Ihnen ein Stück Karibik, eine neue Welt für eine gewisse Zeit geben kann.
Marcus: Lebensfreude?!
Lou Bega: Lebensfreude ist das Wort. Ja.
Marcus: Wie haben deine Eltern reagiert auf diesen Nummer eins Welthit?
Lou Bega: Mein armer Vater, der übrigens auch David Lubega hieß, David Lubega senoir, starb zwei Wochen bevor „Mambo No. 5“ Nummer eins war. Er starb an Krebs. Er hat das nicht mehr mitbekommen, was mir sehr wehgetan hat, denn ich wollte ihm natürlich zeigen, dass ich es schaffen kann. Aber er hat es geahnt. Ich habe ihm am Sterbebett das Lied vorgespielt und er hat nur noch gesagt: „Dies wird dir Türen öffnen mein Sohn." Das waren quasi die einzigen Worte, die er zu „Mambo“ gesagt hat.
Marcus: Dein Vater stirbt und zwei Wochen später…
Lou Bega: Bin ich Nummer eins der Welt. Richtig. Es war auch mein erstes Treffen quasi mit Gott, von dem ich nicht wusste wer er war.
Marcus: Wieso? Was ist passiert?
Lou Bega: Nun ja. Mein Vater hatte sehr schweren Krebs und wir haben quasi viel Zeit miteinander verbracht im Krankenhaus. Ich habe ihm sein Lieblingsessen gebracht und wir haben uns unterhalten. Das erste Mal übrigens, sind wir uns richtig, richtig nahe gekommen durch die Krankheit. Denn wie gesagt, meine Eltern haben ja getrennt gelebt. Und ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Ich kam also ins Krankenhaus, jeden Tag. Zum gleichen Zeitpunkt ging es aber auch schon um „Mambo" und „I got a girl“. Die Singles und Videos mussten gedreht werden, Interviews mussten geplant werden.
Marcus: Alles in München?
Lou Bega: Alles war in München. Richtig. Ich stehe also in der U-Bahn und bin ziemlich k.o. und denke daran: Vielleicht wird es ja endlich was mit der Karriere. Gleichzeitig: Mein armer Papa hat Schmerzen. Ich möchte ihn nicht verlieren, ich bin noch jung. Ich brauche ihn. Und ich steh in der U-Bahn und auf einmal starrt mich ein Mann an. Er sah ein wenig aus, wie ein Clochard. Wie ein Mensch, der…
Marcus: …Obdachlos.
Lou Bega: Obdachlos vielleicht. Damals habe ich so gedacht, der nicht alle im Sinn hat. Nicht alle Schuhe im Karton. Er starrt mich an und die U-Bahn war voll. Und ich dachte mir: Bitte, bitte rede mich nicht an. Ich bin jetzt nicht in der Lage, hier öffentlich zu reden. Und er kommt auf mich zu, fixiert mich, lächelt mich an und fängt ein Gespräch mit mir an. Auf Englisch auch. Mitten in der U-Bahn, im Traffic, in der Rush Hour quasi.
Marcus: Und du bist ein People-Pleaser, das heißt, Ja. du hast dich mit ihm unterhalten.
Lou Bega: Ich hätte es vielleicht nicht getan, aber ich bin ein People-Pleaser und ich versuche Respekt zu haben. Also habe ich angefangen, mit ihm zu reden. Stellt sich heraus, es war ein tolles Gespräch. Ich kann dir nicht sagen weshalb, aber es war ein tolles Gespräch. Ich fühlte mich toll und er war sehr gebildet und sehr höflich. Nach ein paar Minuten frage ich ihn: „Was hast du in deinem Leben getan? Warum steckst du in der Situation, in der du steckst?" Und er hat eine Plastiktüte in der Hand und zitterte. Er sagte nur: „Ich habe vor 20 Jahren Mathematik studiert in Berlin. Und es ist wie Krebs. Es gibt dafür keine Lösung oder mehrere Lösungen.“ Das Einzige was ich gehört habe ist: Krebs, keine Lösung. Warum benutzt er diese Worte? Habe ich nicht verstanden. Er öffnet die Tüte, sagt: „Für dich mein Junge, zwei Tafeln Schokolade." Ich so: „Nein danke, ich brauch nichts Süßes.“ Okay. Er verabschiedet sich von mir. Ich gehe raus aus der U-Bahn und denke mir nur ein Stück einer Sekunde: Jesus oder Gott. Aber ich weiß noch, ich hatte Jesus im Kopf. Der muss irgendwie diese Energie gehabt haben.
Marcus: Weil er dir Schokolade geben wollte?
Lou Bega: Nein. Sein ganzes Wesen, die Art und Weise, wie wir uns da getroffen haben, war seltsam. Und ich habe eine Liebe gespürt für einen fremden Mann, der rein äußerlich gesehen, nicht liebenswert war. Und das war neu für mich.
Das war aber nur ein kurzer Gedanke: Jesus, Gott, komisches Treffen. Und dann habe ich es schon vergessen gehabt und bin zurück in meinen Alltag.
Zwei Wochen später stirbt mein Vater. Ich werde ins Krankenhaus fahren und mich vom toten Daddy verabschieden. Meine Mutter und ich, wir verlassen das Krankenhaus.
München 12. März, drei Grad minus. Es war sehr kalt. Vier Uhr in der Nacht. Wir steigen die Treppen runter im Krankenhaus.
Steht ein Mensch vor dem Krankenhaus.
Und das war dieser Mann, den ich vor zwei Wochen noch getroffen habe. Und dann ging für mich… Er ist da. Schlüssel ins Schloss. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich mir nicht erklären, was es ist. Ich dachte: Vielleicht ein Engel. Völlig egal.
Ich konnte ihn nicht ansprechen aber ich wusste: Das ist meine Nachricht. Es gab zwar keine Lösung für Krebs. Er hat mich gewarnt, dass mein Vater gehen wird. Aber das Leben geht weiter und das Süße, das ich dir angeboten habe in der Tüte, wird kommen. Er hatte Recht. Das Süße kam. Zwei Wochen später Nummer eins weltweit. Ich konnte auch nicht mehr trauern, denn der Mann hat mir dieses Gefühl der Trauer genommen. Aber auf eine schöne Art und Weise, weil ich wusste, der Tod ist nicht das Ende.
Marcus: Du musstest auch funktionieren, hast du gesagt.
Lou Bega: Ja.
Marcus: Wenn so ein Welthit da ist, dann geht es durch die Shows?
Lou Bega: Oh ja.
Marcus: Wie war diese Zeit für dich dann?
Lou Bega: Man muss sich vorstellen, wenn du ein Künstler bist, der international auf einmal so einen dicken Erfolgsbonus hatte, 99, heißt es fliegen, fliegen, fliegen. Ich bin mit der Concorde geflogen. Manchmal zwei Mal am Tag. Nach New York und dann noch mal Frühstück in England. So muss man es sich vorstellen. Und dann ein fremdes Land, neue Menschen, auf die Bühne, meistens Fernsehen zu der damaligen Zeit. Dann singst du deinen Song oder deine Songs. Zurück ins Hotel. Vielleicht schläfst du drei Stunden. Wieder zum Flughafen. Nächstes Ziel Asien. Jetlag kommt dazu. Und wenn man jung ist, will man auch leben.
Marcus: Das war ein cooles Leben für dich?
Lou Bega: Das war das Leben, was ich immer führen wollte zum damaligen Zeitpunkt. Alle Türen stehen dir offen. Frauen, Models, die dich vorher vielleicht gar nicht bemerkt hätten, finden dich auf einmal: Du bist der tollste Typ der Welt. Das war neu für mich. Und ich dachte: Das ist meine Erfüllung. Ich habe es geschafft.
Marcus: Das hast du alles mitgenommen dann?
Lou Bega: Ich habe alles mitgenommen. Ich sage immer gerne, meine Religion damals nannte sich: Mehr.
Und zwar M E H R.
Ich wollte mehr von allem, mehr Damen, mehr Musik, mehr Alkohol, mehr essen. Ich dachte, mehr von allem, würde mich mehr glücklich machen.
Marcus: Weniger schlafen.
Lou Bega: Genau. Mehr Schlaf gab es nicht. Es gab kaum Schlaf für mich. Richtig.
Marcus: Gab es auch Schattenseiten, Dinge, wo du sagst: „Das hat mir jetzt gar nicht gut getan"?
Lou Bega: Klar. Natürlich. Erfolg ist eine tolle Sache, wenn man hart dafür gearbeitet hat. Und in meinem Fall hat es viele Probleme gelöst, materieller Natur vor allem auch. Aber mit der Zeit, so nach zwei Jahren, fing es an, anstrengender zu werden. Ich kann mich erinnern, der Tag X kam für mich, als ich mit 24 1/2 Jahren meinen Herzinfarkt hatte.
Marcus: Auf einer Tour?
Lou Bega: Auf der Tour. Letzte Show in den Vereinigten Staaten. Auf der Tour kipp ich um. Wusste nicht warum. Schwarz vor Augen. Müde, schwach. Vorbei. Mach Pause. Und es war ein Herzinfarkt. In dem Alter dachte ich nie, dass es passieren würde. Und das war das erste Mal, wo ich wusste: Ich bin sterblich. Und diese neue Religion namens MEHR kann ich so nicht mehr durchziehen. Nicht auf diese Art und Weise.
Marcus: Dann hast du 2006 mit Studioaufnahmen begonnen. Und auf einmal verändert sich etwas.
Du hast dort Jenieva kennengelernt.
Wie war das? Wer war sie?
Lou Bega: Mein damaliger Manager, er hat eine Sängerin für mein Album gebucht, die mithelfen sollte. Und das ist meine Frau geworden. Jenieva. Ja, ich traf sie dort das erste Mal. Und das Schöne war, wir waren beide quasi nicht top. Wir waren beide quasi am Boden. Ich mehr als sie, würde ich mal sagen. Das heißt nicht, dass man das von außen hätte sehen können, weil ich immer Haltung bewahre. Aber ich wusste, dass ich innerlich am Ende war.
Marcus: Haltung bewahren heißt, Rolle spielen.
Lou Bega: Ja. Nach außen hin, ich habe meine Shows gehabt für viel Geld, ich bin gerade aus Indien zurückgekommen. Mit dem Sportwagen zum Studio gefahren. Sauber angezogen. Alles super. Aber innerlich war ich ein Grab. Und da habe ich sie getroffen.
Marcus: Und du sagst, ihr ging es genauso. Sie hatte auch einen Tiefpunkt?
Lou Bega: Aus anderen Gründen hatte sie ihren Tiefpunkt oder war nicht da, wo sie
hätte sein wollen.
Marcus: Konntet ihr dann reden da drüber oder habt ihr euch irgendwie...Wie habt ihr
euch kennen gelernt?
Lou Bega: Ja, es sind ja viele Augen dort im Studio. Und auch viele Neider und Menschen, die, hat sich herausgestellt, falsche Freunde waren. Die haben mir gesagt: „Dieses Mädchen ist vielleicht nicht gut für dich.“ Und haben versucht, sie schlecht zu machen. Umgekehrt war es vielleicht auch so. Aber wir haben beide in unseren Herzen gespürt, dass wir irgendwie was haben, was zusammengehört.
Marcus: Sie hat dann auch spirituell nach einer Antwort gesucht. Was ist der Sinn des Lebens? Wie geht es weiter? Wozu bin ich hier?
Was hast du unternommen in dieser Zeit, während du gesehen hast, dass sie sich auf die Suche begeben hat?
Lou Bega: Ja, also ich war auch immer irgendwie auf der Suche nach Wahrheit. Weltliche Wahrheit und auch geistige Wahrheit. Aber wir haben viel darüber geredet aber jeder hat für sich glaub ich ein bisschen auch gesucht. Meine Frau ist dann ein in den Buddhismus gegangen. Sie war im Tempel. Und ihr Tempeldienen wurde sogar nach Thailand ausgestrahlt über Satellit. Also sie war schon tiefer drin. Ich habe es von außen beobachtet. Und wir geben uns aber Freiheit, geistige Freiheit.
Marcus: Und bist du dann mitgegangen auf solche Trips?
Hast du auch mal was versucht?
Lou Bega: Ich hab es mal versucht aber ich habe es nie geschafft, länger als fünf Minuten in diesem Buddhasitz zu sitzen. Es ist mir zu schwergefallen.
Marcus: Weil das jetzt körperlich war oder weil es dir keine Antworten gegeben hat? Oder...
Lou Bega: Beides.
Marcus: Ich mein, du warst in der Zwischenzeit Vater geworden, ihr habt geheiratet. Eigentlich eine schöne Beziehung.
Lou Bega: Oh ja.
Marcus: Und wie ging es euch jetzt in dieser Zeit, wo sie am Suchen war
und du irgendwie nicht mitgehen konntest?
Lou Bega: Also die erste Zeit war super, als wir uns gegenseitig vom Boden aufgepickt haben und gemeinsam gewachsen sind. Das waren auch ein paar Jahre. War super. Tochter geboren. Tolle Zeit. Danach ging es wieder ein bisschen in die dunklere Richtung. Dieses Mehr, von dem ich erzählt habe, Alkohol oder ...Du hättest mir Drugs geben können, ich hätte alles genommen, weil ich zu diesem Zeitpunkt nicht fühlen wollte. Ich wollte die Realität nicht fühlen und ich wollte nicht hier reingucken, weil da war nichts. Ich hatte Geld, Aufmerksamkeit. All das, wovon die Menschheit träumt, hatte ich. Trotzdem hatte ich ein Loch im Herzen.
Marcus: Wie stand es damals um eure Ehe in dieser Zeit der Suche, wo dieses Loch
immer noch da war?
Lou Bega: Es gab noch viele Nebengeräusche eben im Kampf mit der Plattenfirma und Management. Man muss verstehen, wenn man einen Song und ein Album wie „a little bit of Mambo" gemacht hat, dann ist es für die Ewigkeit quasi. Es wird immer wieder nicht nur gespielt, sondern in Filmen benutzt. Und so viele andere Türen öffnen sich darüber, dass man quasi diesen Geldregen noch Jahre später quasi spürt. Und deswegen kämpfen Leute dann wie verbissen und können dir das Leben zur Hölle machen. Und das ist in dieser Zeit gewesen. Ich war also dunkel drauf dadurch. Habe meine Familie ein wenig vernachlässigt. Bin in diese Wut gegangen. In diese schlimmen Gefühle. Und habe mich nicht genug um Frau und vielleicht Kind gekümmert. Und dann kam es zu keinen guten Szenen. Es ging so weit, dass meine Frau und ich gesagt haben, wir trennen uns. Obwohl wir uns heftig lieben. Aber wir trennen uns.
Marcus: Aber es geht nicht mehr.
Lou Bega: Es geht so nicht mehr. Wir waren beide blind und taub. Lass uns einen Urlaub nochmal machen auf den Malediven. Lass uns noch mal reden. Im Endeffekt wussten wir: Urlaub, da ist es dann okay. Und sobald man nach Hause kommt, geht's wieder in die andere Richtung.
Marcus: Interessant ist ja, dass die Jenieva in der Zeit auch schon Jesus begegnet ist, Jesus kennengelernt hat. Hast du das denn von der Seite schon beobachten können,
wie das da war, bevor ihr auf die Malediven geflogen seid?
Lou Bega: Ja, ich habe das mitbekommen. Wir waren in Palm Desert, in der Wüste in Amerika. Hatten ein Haus gemietet, hatten da Spaß und haben Indianer-Kraut geraucht. Und sie hat an diesem Abend tatsächlich eine Explosion mit dem Herrn gehabt. Ich war zwar dabei aber ich war ja blind dafür. Ich konnte nichts sehen. Ich habe nur gehört, was sie sagt und dachte mir: Okay, schön für sie. Aber ich konnte es nicht verstehen. Ich wurde noch nicht gezogen. Für mich war das, ich will nicht sagen Schwachsinn, aber zu dem Zeitpunkt war ich wie die meisten und dachte mir: Jesus, der hatte vielleicht gar nicht existiert. Ich hatte mehr Zweifel als Wahrheit.
Marcus: Die ist verrückt geworden.
Lou Bega: Ich dachte mir: Ja, die ist crazy, sie ist verrückt, die spinnt. Aber ich lasse sie spinnen, weil irgendwie hatte er ihr gut getan. Sie war auf einmal nämlich lebendig. Gewisse Schatten sind aus ihrem Leben verschwunden. Das ist ja das. Auf der einen Seite zweifelst du, wie die Welt zweifelt: Ach Jesus, was soll das schon sein. Der existiert ja nicht wirklich. Gleichzeitig siehst du aber Veränderungen an einem Menschen, an dem dir viel liegt. Und das ist passiert in ihrem Fall. Trotzdem konnte ich noch nicht folgen.
Marcus: Ihr seid dann tatsächlich, um die Ehe zu retten,
auf die Malediven geflogen.
Lou Bega: Ich glaube acht Tage waren gebucht. Acht Tage Sonnenschein, Sonne, Delfine, tauchen, schnorcheln und reden. Es ging ja um reden.
Marcus: Und, war es das?
Lou Bega: Witzig. Es waren acht Tage Superregen. Monsun, Wind, Dunkelheit und sogar Kälte. Unsere ganzen Klamotten haben da keinen Sinn gemacht. Es war kalt.
Marcus: Aber dann ist es doch ziemlich langweilig da, wenn man nichts machen kann.
Lou Bega: Du kannst nichts machen. Du kannst entweder, was viele gemacht haben, ist, an die Bar gehen und sich volllaufen lassen, den Fernseher anmachen und Kricket gucken. Kannst nicht viel machen. Vor allem du bist ja dann quasi im Haus gefesselt mit einer Person, mit der du Streit hast.
Marcus: Aber ihr wolltet doch reden. Du hast gesagt, ihr wolltet versuchen, eure Ehe zu retten.
Lou Bega: Ja. Richtig. Und dann ist es ja auch passiert. Aber eben auf eine andere Art.
Marcus: Wie?
Lou Bega: Wir sind auf den Malediven.
Ich bin quasi zuhause oder pack den Regenschirm und lauf um die Insel. Mehr kann man nicht machen. Und suche Lesestoff. Dann fällt mir ein Buch in die Hände, das ich als Kind hin und wieder gelesen habe, als Bilderbuch, aber als Erwachsener nie wirklich.
Und zwar die Bibel.
Marcus: Die gute, alte Bibel?
Lou Bega: Die gute, alte Bibel. Das langweilige Buch, dachte ich. Dieses langweilige Buch war auf einmal da. Auf einer Insel, die ja eigentlich muslimisch geprägt ist. Es gibt ja Hotels, in denen die Bibel immer noch im Nachttisch liegt. Zum Glück. Habe ich da nicht erwartet. Ich habe sie aufgeschlagen, hab angefangen zu lesen. Aus Langeweile, denke ich erst mal.
Marcus: So ganz vorne oder wie hast du?
Lou Bega: Einfach aufgeschlagen. Ich habe keine Erwartungen gehabt. Wie gesagt, ich war eher jemand, der auf der Seite derer war, die sagen: „Na ja, Jesus ist einer von vielen. Zwar ein toller Lehrer und ein Mann, der sicherlich zu respektieren ist aber eigentlich glaube ich nicht so wirklich.“ Also das habe ich wahrscheinlich gedacht. War ich falsch gelegen.
Marcus: Was ist passiert? Was hast du gelesen?
Lou Bega: Ich glaube, das Erste, was ich gelesen habe, war auch das, was Gott wollte von mir oder von uns. Und zwar Johannes 3. Das ist das Treffen von Jesus und dem jüdischen Gelehrten.
Marcus: Nikodemus. Im Johannesevangelium das dritte Kapitel.
Lou Bega: Richtig. Und das wurde extrem wichtig in unserem Leben. In meinem Leben. Und es hat mir gezeigt, wie er wirklich ist. Und zwar in diesem Kapitel geht es darum, dass Jesus diesem Nikodemus, der ein hochgelehrter Mann ist, erklärt, dass kein Mensch das Königreich Gottes sehen und betreten kann, der nicht in Wasser und Geist geboren wird. Das hab ich noch nie gehört. Weder von meinem Priester damals, als ich in Kommunion war, noch sonst irgendwo, dass es so etwas gibt, dass man neu geboren werden muss. Und dann forscht man und liest weiter. Und man sieht: Jesus lässt sich selber taufen. Warum denn?
Marcus: Und es regnet draußen.
Lou Bega: Es regnet. Ich konnte eh nichts machen. Aber es war faszinierend. Ich saß über dem Buch und es war so, als ob mich eine Kraft gestreichelt hat und mir die Angst genommen hat. Und die Dunkelheit, die davor noch in mir war, die war auf einmal nicht mehr zu spüren. Ich lese und das tat extrem gut. Und ich habe über Umkehr gelesen. Ich habe also langsam verstanden. Er hat mich an die Stellen geführt, um mir Verständnis zu geben, wie ich ihm nahe kommen kann. Für mich war Gott immer so abstrakt. Wie komme ich einem Gott denn näher, der irgendwie im Himmel ist? Und ja, es gibt Jesus aber ist er nicht gestorben vor zweitausend Jahren? Wie komme ich ihm denn nah? Ich wusste nicht, dass es eine Abmachung gab. Ich wusste nicht, dass Jesus gesagt hat: „Ja, ich gehe, aber ich schicke euch einen Helfer, der euch in alle Wahrheit führt." All das wusste ich nicht. Und das habe ich durch dieses Lesen dort raus bekommen. Die anderen sind schlafen gegangen. Tochter und Frau sind schlafen gegangen, selig. Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Nachts stundenlang gelesen. Ich habe glaube ich, zwei drei Tage nicht wirklich geschlafen, sondern gelesen, gelesen, gelesen. Und es hat sich in mir etwas aufgebaut. Ich dachte teilweise, ich werde verrückt. Aber ich bin nicht verrückt geworden. Es war einfach nur wunderschön. Der Geist Gottes hat mich geführt.
Marcus: Dieser Helfer ist der Geist Gottes?
Lou Bega: Ja. Der Heilige Geist war das. Und das war wunderbar. Und er hat mich in diese Wahrheit geführt und ich habe die Bibel auf einmal verstanden. Ich konnte sie vorher zwar lesen aber sie drang nicht zu mir durch. Ich konnte sie nicht an mich ranlassen. Diesmal war es anders.
Marcus: Gab es einen Moment, wo du sagst: „Jetzt ist der Schalter umgelegt. Jetzt ist der Schlüssel ins Schloss gekommen. Jetzt versteh ich."
Lou Bega: Ja. Den gab es tatsächlich. Irgendwie nach zwei Tagen. Meine Frau hat auch gemerkt: Ja, das gefällt mir. Wir gehen in die richtige Richtung, ohne viel zu sagen. Aber sie hat mir die Freiheit gegeben, den Weg zu finden. Und ich lese weiter und ich finde heraus, dass man Gott um Vergebung fragen kann. Also, ich gehe auf die Knie. Keiner um mich herum. Ich schau so. Und ich hatte viel Gepäck auf meinen Schultern. Allein die letzten 20 Jahre, 15 Jahre, all die Dinge, die ich getan habe. Da waren ziemlich Heftige dabei. Die lagen wie ein schweres Gewicht auf meinem Herzen auch. Und ich wollte das loswerden.
Marcus: Das war der Schatten, den du trugst?
Lou Bega: Ja.
Marcus: Und was hast du gemacht in diesem Gebet?
Lou Bega: Ich habe mich niedergekniet und wollte alles loswerden. Ich hab gesagt: „Herr, ich glaube mittlerweile, dass es dich gibt. Wenn es dich gibt, obwohl ich glaube, dass es dich gibt. Aber wenn es dich gibt, bitte nimm das hier, das hier, diese Geschichten von mir. Bitte vergib mir für..." Zig Dinge habe ich aufgezählt. Die sind alle aus meinem Herzen gegangen. „Und nehme mich an." So in etwa hab ich das gemacht. Und dann kam er runter. Die Umarmung Gottes.
Marcus: Er kam?
Lou Bega: Also er hat mich umarmt. Ich habe ihn nicht mit Augen gesehen aber ich wusste, es ist er. Es war eine väterliche Umarmung, wie ich sie noch nie gespürt hab.
Marcus: Wie hast du das erlebt? Waren das so...
Lou Bega: Ich kniete. Es ist einfach ein Gefühl in dir drin. Eine Manifestation. Dein Herz wird gefüllt. Es fühlt sich auf einmal nicht mehr steinern an, so wie er es auch sagt in der Schrift, sondern es wird zu Fleisch. Ich habe so viele Tränen in meinem Leben nie vergossen. Ich bin keiner, der viel weint. Aber an diesem Tag habe ich geweint, wie ein kleines Kind. Wasserfälle. Aber freudige Tränen.
Marcus: Du hast vorher gesagt, du wolltest dich nicht mehr spüren.
Hast du dich jetzt gespürt?
Lou Bega: Das erste Mal seit ewig. Ja. Seit meiner Kindheit. So richtig. So richtig, richtig, bis in jede Zelle. Vergebung. Ich kam mir vor, wie der verlorene Sohn, der nach Hause kommt. Und der Herr, der Vater läuft einem entgegen und nimmt einen in den Arm und sagt: „Super und wir feiern jetzt ein Fest.“ Das ist wirklich die beste Beschreibung. So habe ich mich gefühlt. Und das war wunderbar. Und von dem Moment an, fühlt es sich an, als ob ein Kilo, was heißt ein Kilo, hundert Kilo von deinen Schultern genommen worden ist. Und dein Herz und deine Lunge … Und du konntest endlich wieder frei atmen. Ich gehörte wieder zu ihm, in den Kreislauf. So hat sich das angefühlt an diesem Abend. Und dann wachten meine zwei Mädels auf am nächsten Tag und haben das auch gesehen. Man sieht das, man nimmt das ja auch wahr mit den Augen und mit allen Sinnen, dass da irgendwas passiert ist. Und sie sagten: „Oh man, schön.“ Und von dem Tag an, sind wir quasi gemeinsam den Weg gelaufen. Ich bin sehr dankbar.
Marcus: Was hat sich an deiner Persönlichkeit verändert? Wenn du vorher gesagt hast: „Ich war ein People-Pleaser. Ich wollte Lebensfreude geben. Ich habe funktioniert. Ich habe den Erfolg genossen. Aber ich habe auch immer mehr gesucht."
Wer bist du jetzt?
Lou Bega: Ich glaube der People-Pleaser wird immer ein Teil meines Charakters sein. Aber er ist jetzt in eine andere Richtung glaube ich, dirigiert. Ich liebe es nach wie vor, Menschen froh zu sehen, sie lächeln zu sehen, sie happy zu sehen. Das liebe ich nach wie vor. Und wenn ich was Lustiges erzählen kann, damit jemand lacht. Oder ein kleines Kind, das krank ist, wenn du ihr ein bisschen Mambo vorsingst. Ich liebe es nach wie vor. Aber es ist was Gutes, was Schönes, was Reines. Aber es gibt auch ewige Freude, ewiges Leben. Und das ist neu dazugekommen.
Marcus: Das ist der neue Lou Bega? Oder ist das der David Lubega?
Lou Bega: David Lubega. Ich bin beides. Und er nutzt, der Herr nutzt Lou Bega für seine Werke jetzt in dieser Zeit, in der wir leben. Das Witzige auch an „Mambo" ist, dass es nicht tot zu kriegen ist. Generationen, die noch nicht auf der Welt waren, sprechen mich manchmal an. Und sagen: „Hey, das ist ja toll." Und ich bin quasi wie eine Comic-Figur für 15 jährige zum Beispiel jetzt, oder 20 jährige. „Was, den gibt‘s ja wirklich? War mir nie klar." Also so eine Art… Wie nennt man das? Ich will mich nicht Legende nennen. Ich bin ja keine Legende. Aber es ist komisch für die Leute. Der müsste eigentlich aus einem Schwarz-Weiß-Film kommen. Und jetzt sehe ich ihn und er ist aber immer noch nicht super alt. Irgendwie kriegen die Leute das nicht gebacken. Aber es ist super, weil wenn jemand sieht: Hey, ein Lou Bega, der eigentlich alles hatte, der Fun-Musik macht, wieso wendet er sich auf einmal Jesus zu?
Marcus: Was ist aus „a little bit of Monica" und so weiter, den ganzen Hits…. Hast du heute noch mal auf deinen Text geguckt? Bist du das dann noch?
Lou Bega: Wunderbar. Und daran erkennt man, dass Gott einen Plan für jeden von uns hat. Und mir war nicht klar, dass auch schon 1999 seine Hand im Spiel war. Ganz leicht zu erkennen. In „Mambo No. 5" gibt es eine Stelle. Die habe ich zwar selber geschrieben, mir war aber nicht bewusst, dass sie wirklich da war. An dieser Stelle sage ich, nachdem ich erkläre, wie ich mit den Mädels Auto fahre. Wir trinken Gin und Juice. Aber eigentlich möchte ich gar nicht, weil ich möchte keinen Kater haben, wie gestern. Und dann gibt es eine Stelle, wo ich sage: "I really beg you, my Lord. To me is flirting it‘s just like a sport.“ Was so viel bedeutet wie: „Bitte, bitte Herr, vergib mir das Flirten. Und das Ganze ist eigentlich nur ein Sport. Bitte..."
Marcus: Das bin gar nicht ich.
Lou Bega: Das bin nicht wirklich ich. Zieh mich bitte raus. Das war schon drin. Und ich war null religiös. Ich war Super-Atheist zu dieser Zeit, würde ich mal sagen. Super-Materialist.
Marcus: Würdest du sagen „Mamo No. 5" ist ein Segen oder Fluch?
Lou Bega: Hat man mich oft gefragt. Vor meiner Konversion hat man mich das vor allem sehr oft gefragt. Ich habe damals immer gesagt: „Beides.“ Mittlerweile weiß ich, es ist ein absoluter Segen. Denn nur er öffnete die Türen. Er öffnete die Türen in die Welt und er öffnet auch die Türen zu Herzen, zum menschlichen Herzen. Es interessiert jeden irgendwie: „Ey, der Mambo-Typ, was macht der? Oder wie ist der? Wie, der und Jesus?” Das alleine ist schon interessant. Wenn der Herr das nutzen möchte, und so ist es, dann lasse ich mich benutzen. Und das geht nur über „Monica, Erica, Rita“. Das ist ein Teil von mir. Und der Song ist super.
Marcus: Das heißt „Mambo No. 5" hat eine ganz neue...
Lou Bega: Neue Bedeutung. Und auch das Wort “Mambo”, war mir nicht klar, bedeutet im Kreolischen: Gespräch mit Gott. Ein Gebet.
Marcus: Ach herrlich.
Lou Bega: Wusste ich das? Nein.
So bekommt eine Sache eine neue Bedeutung. Ist toll. Der Herr...
Marcus: Also Gott war irgendwie auch immer da.
Lou Bega: Er war immer schon da in meinem Leben. Jetzt weiß ich es. Und ich liebe das, was Ravi Zacharias gesagt hat. Den Spruch muss ich ins Deutsche übersetzen:
„Deswegen sind wir auch Christen. Er ist nicht gekommen auf diese Welt, um schlechte Menschen gut zu machen, sondern um tote Menschen lebendig zu machen. Das ist schön. Und das ist es.
Marcus: Was ist aus deiner inneren Leere geworden, die du so viele Jahre
mit dir rumgetragen hast?
Lou Bega: Sie ist gefüllt. Das heißt, er gibt einem auch einem “a joy, that surpasses all understanding.”
Marcus: Eine Freude, die über jeden Verstand geht.
Lou Bega: Genau. Die man nicht beschreiben kann.
Über jedes Verstehen. Ein Basis-Gefühl legt sich in dein Herz, das dich lockerer macht.
Marcus: Cool. David, vielen Dank.
Lou Bega: Danke.
Marcus:
Der Weltstar David Lou Bega hat im Glauben die Erfüllung gefunden, die Erfolg und Geld ihm nie geben konnten.
Sehnst du dich auch nach innerem Frieden und Lebenssinn?
Dann bitte Gott doch mal, dass er dich mit seiner Liebe erfüllt.
Quelle: ERF MenschGott
Foto: Sven Mandel / CC-BY-SA-4.0